Dracula 3D (Dario Argento, Frankreich, Italien, Spanien 2012)

Der Roman „Dracula“ des irischen Schriftstellers Bram Stoker, gehört sicherlich zu den bekanntesten Werken der phantastischen Literatur. Ich habe meine erste Bekanntschaft mit dem Grafen durch ein Hörspiel aus dem Hause Europa gemacht. Ein paar Jahre später war Stokers Roman der erste, den ich auf Englisch gelesen habe. Und auch heute noch ist mir das Vampir-Sujet eines der liebsten innerhalb der Phantastik.

Wenn sich ein Meisterregisseur wie Dario Argento des Stoffes annimmt, hätten die Herzen der Cineasten noch vor einer Dekade vor Freude höher geschlagen. Doch die Zeiten, in denen der 1940 in Rom geborene Filmemacher herausragende oder, wie manche sagen, auch nur sehenswerte Filme gemacht hat, sind wohl vorüber. So ist auch seine Version des „Dracula“-Stoffs – die entgegen anderslautendem Marketing-Geschwurbel nur sehr rudimentär Stokers Geschichte erzählt – völlig ohne inszenatorische Raffinesse und erinnert bisweilen an minderbemitteltes, mit lustlosen Laien besetztes Bauerntheater.

„Eine berauschende Hyper-Trash-Erfahrung“ steht auf dem zugegeben ganz hübschen Blu-Ray-Cover. Da will ich gar nicht widersprechen. Das erlebt sich leider weniger schön, als es klingt. Wenn Otto-Normal-Zuschauer schon enttäuscht ist wird der eingeschworene Argento-Fan ist über alle Maßen entsetzt sein! WAS SOLL DAS? Erst liefert er, statt des von Fans ersehnten Abschlusses der Mütter-Trilogie, einen Haufen Schund ab („Mother Of Tears“, 2007), dann benennt er einen filmischen Totalausfall nach dem Genre, das er mitbegründet hat („Giallo“, 2009) – und jetzt demoliert er,„Meisterregisseur“Argento, auch noch die bedeutendste aller Horrorgeschichten. Deutlicher als hier konnte er wohl den Forderungen, die seit Jahren an ihn gestellt werden, nun wirklich keine Abfuhr erteilen. „Vai a farti fottere“ scheint er in Richtung seiner Fans zu rufen. Aus dem Meister der „tödlichen Kunst“ ist ein Virtuose der Zerstörung des eigenen Werks geworden. Früher ist er den schönen Körpern mit Messer zu Leibe gerückt, heute richtet sich sein destruktives Genie gegen die Prinzipien der Ästhetik als solche, ja die Kunst an sich.

Nur mit an Selbstaufgabe grenzender Anstrengung lässt sich hierin das Aufblitzen einstiger Fähigkeiten des Regisseurs erkennen. War es da nicht gerade, ein zartes Funkeln, am Grunde dieses trostlosen Meeres aus digitaler Asche? Da war doch etwas, irgendetwas, oder?

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