Let Us Prey (Brian O’Malley, Großbritannien, Irland 2014)

Ein Rabe kündet in der Literatur stets von Unheil. Bei so vielen Raben, wie sie gleich zu Beginn von Brian O’Malleys Film auftauchen, muss das Unheil verdammt groß sein!

Und so ist es dann auch: In der Polizeistation eines kleinen Kaffs in Schottland führt das Schicksal eine Handvoll übler Typen zusammen, die nicht ahnen, dass ihre letzte Nacht angebrochen ist. Da ist die Polizistin Rachel (Pollyanna McIntosh), gerade ihre erste Nachtschicht absolviert. Warum sie hierhin versetzt wurde, erfahren wir nicht, nur dass sie Ärger mit ihren Vorgesetzten hatte. Schon vor Dienstantritt verhaftet sie einen jungen Mann (Brian Vernel), der jemanden anfährt. Das Opfer verschwindet spurlos, den Täter, der keinerlei Einsicht zeigt, nimmt sie gleich mit auf die Polizeiwache und buchtet ihn ein. Ein Lehrer, der seine Frau schlägt sitzt schon hinter Gittern, doch nach und nach füllt sich die Zelle immer mehr. Zunächst wird das Opfer des Verkehrsunfalls (Liam Cunningham) von einer Streife aufgelesen und aufs Revier gebracht und, weil es kaum verletzt ist und weder seinen Namen sagt, noch Anstalten macht zu kooperieren – erst einmal eingebuchtet. Und ehe er sich versieht, befindet sich auch der herbeigerufene Arzt Dr. Duncan Hume (Niall Greig Fulton) hinter Gittern. Womit mitnichten alle Bösewichte eingesperrt wären, denn auch von den Polizisten haben einige ordentlich Dreck am Stecken.

Ich verstehe, dass sich manch einer bei „Let Us Prey“ an John Carpenters „Assault On Precinct 13“ erinnert fühlt. Ging mir, auch wenn O’Malleys Film ebenfalls überwiegen in einer Polizeiwache spielt und wie Carpenters Frühwerk auch einen surrealen Touch hat, aber nicht so. Schon der Anfang, die Raben, die unheilschwangere Atmosphäre, geben die Richtung vor: Etwas Schlimmes wird passieren. Wie schlimm das alles wird, das ahnt der Zuschauer zu diesem Zeitpunkt bestimmt noch nicht. Nachdem eher behutsamen, von einem ins Ohr gehenden elektronischen Soundtrack getragenen Spannungsaufbau, dreht der Film im letzten Drittel noch einmal richtig frei und es splattrig. Wer allergisch auf Übertreibungen reagiert, sieht „Let Us Prey“ möglicherweise nicht den richtigen Film. Doch sei es, weil Pollyanna McIntosh mitspielt und ich dann manchmal etwas freundlicher auf den Film schaue, oder weil dem Ganzen von Beginn an eine irgendwie irreale Aura anhaftet – mich hat höchstens der etwas ruckelige Schnitt ein wenig gestört, keinesfalls aber, dass Brian O’Malley in seinem Debüt-Film – etwas spät, aber dann doch noch – ordentlich in die Vollen geht! Im Gegenteil, ich finde das viel besser, als wenn langweilige Leute, langweilige Dinge tun. Und das ist in „Let Us Prey“ definitiv nicht der Fall. Hier hat wirklich fast jede Figur eine Seite, die so düster ist, dass man mit ihr allein für einen Moment die Sonne verdunkeln könnte.

Wer schwarzen Seelen sucht, um das Fegefeuer ordentlich anzuheizen, sollte er im Knast einer bestimmten schottischen Polizeistation nachsehen, da wird er oder sie garantiert fündig. „Go to hell“ sagt eine Figur irgendwann. Die Antwort: „Why? All the devils are here.“

Ein Kommentar zu “Let Us Prey (Brian O’Malley, Großbritannien, Irland 2014)

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