Requiem For A Vampire (Jean Rollin, Frankreich 1971)

Wahrscheinlich habe ich gar nicht das Recht, meine Meinung kund zu tun, schließlich habe ich den Film in schlechter Qualität im Originalton auf Youtube gesehen. Da ich des Französischen auch nach 5 Jahren Schulfranzösisch nicht mächtig bin, mögen mir einige inhaltliche Aspekte entgangen sein. Soviel habe ich verstanden bzw. mir zusammengereimt: Marie (Marie-Pierre Castel) und Michelle (Mireille Dargent) gelangen auf der Flucht nach einem Überfall zunächst auf einen Friedhof und dann zu einem Schloss. Entgegen dem ersten Anschein ist dieses allerdings nicht verlassen, sondern wird von einigen Vampiren und ihren menschlichen Helfern bewohnt. Die beiden Frauen sind dazu auserkoren, die Nachfolge der aussterbenden Rasse anzutreten.

Worum es genau geht ist aber wie so oft bei Rollin eh nicht so wichtig. Auch „Requiem For A Vampire“ (OT: Requiem pour un vampire bzw. Vierges et Vampires) lebt von seiner traumwandlerischen Atmosphäre und dieser typischen Rollin-Stimmung. Wenn man ein paar Filme des Mannes gesehen hat, fühlt man sich immer vertrauter mit seiner Symbolik und wiederkehrenden Mustern – ohne dass sich diese einem freilich komplett erschließen. Trotzdem, auch wenn Rollins Filme keine Rätsel sind, die man vollständig entschlüsseln könnte, so fühle ich mich bei meiner nunmehr vierten Begegnung mit diesem besonderen Regisseur auf seltsame Weise zu Hause in seinen malerischen Tableaus und Bilderwelten.

Was mir an „Requiem For A Vampire“ am besten gefallen hat, ist die Zeit, die sich Rollin für seine Geschichte nimmt. Wer einen Abgesang auf den Vampir dreht, der darf es nicht eilig haben. Bis die beiden freizügigen Freundinnen im Schloss ankommen, vergeht schon eine von seltsamer Stummfilmmusik umspielte Weile; bis dahin müssen sie sich erst einmal ihrer Clownskostüme entledigen, einen Kioskbesitzer verführen und ausrauben; und auf dem Friedhof, auf den es sie vor ihrer Ankunft im Schloss noch verschlägt, wird eine der beiden Frauen sogar lebendig begraben. Dort angekommen, fließt die Zeit wie ein Rinnsal Nektar durch Rollins Traumlandschaft. Wobei – das klingt jetzt süßer, als es gemeint ist. Denn der Film-Titel kommt nicht von ungefähr. „Requiem For A Vampire“ ist tatsächlich ein melancholisches „Adieu“ auf die Gattung der Blutsauger. Das Vampirdasein hat seinen Reiz verloren, die schief angeklebten Zähne, das karge, lediglich mit einigen billigen Requisiten bestückte Schloss, die tumben Gefolgsleute, die wahrscheinlich nur folgen, weil ihnen ab und an eine blanke Brust in die Hände hüpft – wer will da schon Vampir sein? Eben.

So ganz hat es „Requiem For A Vampire“ nicht geschafft, sich an die Spitze der mir bisher bekannten Rollin-Filme zu setzen – da thront immer noch unangefochten „The Night Of Hunted“ –, aber ich gebe zu, er hatte es auch schwer. Rollins Filme sind nicht dafür gemacht, sie auf einem kleinen Computerbildschirm zu sehen. Sie gehören ins Kino. Trotzdem hat mir auch diese Begegnung Lust gemacht, die Entdeckungsreise im Werk dieses wunderbaren Regisseurs fortzusetzen.

 

Ein Kommentar zu “Requiem For A Vampire (Jean Rollin, Frankreich 1971)

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